Liemba: Zurück in die 70er Jahre

Im Rahmen unserer Buchlesungen hatten wir den Zuhörern schon ausführlich darüber berichtet. Nun, anläßlich des 100. Geburtstags der Liemba, vormals Goetzen, blicken wir auch an dieser Stellen einige Jahrzehnte zurück und veröffentlichen bislang unveröffentlichte Neuigkeiten.

Denn vor einigen Wochen erreichte uns eine Mail von Dieter Nattmann aus Bergisch Gladbach, die mit folgenden Worten begann:

… Nachdem ich soeben ihr wunderbares Buch über die Liemba gelesen habe, habe ich mich entschlossen, Ihnen eine wichtige Info zur Liemba mitzuteilen. …

Wir waren natürlich sofort hellwach und lasen weiter:

… Leider ist in allen mir bekannten Berichten, Filmen und Magazinen die Rede davon, dass die Liemba nach erfolgter Instandsetzung Ende 1976 den Betrieb wieder aufgenommen habe. Das ist definitiv falsch. …

Wir erfuhren, dass der damals junge Architekt Dieter Nattmann von Mitte 1975 bis Ende 1977 in Tansania als Entwicklungshelfer des Deutschen Entwicklungsdienstes DED in Kigoma tätig war. In seiner Zeit in Kigoma habe die Liemba den Betrieb ganz sicher nicht aufgenommen. Ende 1976 sei sie zu Wasser gelassen worden, um die Dichtigkeit zu testen. Das allerdings misslang, worauf sie erneut im Trockendock gelegen habe und die Sanierungsarbeiten weitergingen.

… Auch mein Projektnachfolger, der ebenfalls mit Paddy Dougherty befreundet war, kann sich nicht daran erinnern, dass ein offizieller Stapellauf in seiner Zeit stattgefunden hätte. Ein Stapellauf mit offizieller Einweihung hätte uns nicht entgehen können. …

Zur Erinnerung: In den 1970er Jahren hatte die Liemba bereits rund 60 Jahre auf dem Buckel und stand kurz vor der Verschrottung. Der Schotte Patrick ‚Paddy‘ Dougherty verliebte sich zu dieser Zeit in das Schiff, setzte alle Hebel in Bewegung und begann mit der Instandsetzung. Bislang war man davon ausgegangen, dass diese Arbeiten schon 1976 erfolgreich beendet worden waren. Ganz offensichtlich ein Fehler.

Dieter Nattmann schickte uns später eine Reihe von Fotos aus dieser Zeit, u.a diese hier:

Im Rahmen unserer Korrespondenz berichtete Dieter Nattmann dann weiter:

… Nachdem wir Paddy 1975 kennen gelernt und uns angefreundet hatten, hatte er versprochen, uns auf die Jungfernfahrt der Liemba mit zu nehmen. Er war wohl fest der Überzeugung, dass dies vor unserem Vertragsende Ende 1977 stattfinden würde. Leider war dies nicht der Fall. Auch während der gesamten Zeit meines Projektnachfolgers, der bis Herbst 1979 in Kigoma war, hat die Liemba das Dock nicht verlassen. Ich glaube, dass die Liemba erst Ende 1979 ihren Dienst wieder aufnahm. Bis Ende 1980 war ein weiterer deutscher Arzt vor Ort, der hierzu sicherlich noch einiges sagen kann. Leider ist mir die Kontaktaufnahme noch nicht gelungen.

Ach ja, ich glaube es war 1976, da kam Heinrich Harrer (7 Jahre Tibet, Eiger Nordwand etc.) mit einem Film-Team und Axel Thorer nach Kigoma. Axel Thorer kommt ja in dem Film von Herrn Lamby zu Wort. Eigentlich waren sie auf dem Weg zum Ruwnezori und irgendwelche Schwierigkeiten hatten sie zu einem Umweg über Kigoma veranlasst. In Ihrem Reisegepäck hatten sie auch eine Mercedes Limousine, die Sie bei Idi Amin abliefern sollten. Sie kamen bei den Baptisten unter und wir haben bevor Sie weiterfuhren einige Abende miteinander verbracht.

Jane Goodall war in dieser Zeit sehr selten in Kigoma. Im Mai 1975 hatten Rebellen aus dem Kongo einige Assistenten von Jane aus dem Gombe-Stream gekidnapped. Danach kam sie erst mal nicht mehr. Ich weiß nicht, ob Paddy und sie sich sehr gut kannten. Es hat in dieser Zeit einige Übergriffe von Rebellen aus dem Kongo gegeben. Auch mein Haus hatten sie bevor ich kam besucht. …

Vielen Dank, Herr Nattmann. Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum konnte Dank Ihrer Informationen einer der Schleier, die über der unglaublichen Schiffshistorie wehen, gelüftet werden.

Rolf G. Wackenberg

Die Autoren:  Sarah Paulus  &  Rolf G. Wackenberg

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